Eigentlich wäre es ganz einfach:
wenn man arbeitet (oder schafft, wie viele sagen) ist es genau so wie zu Hause, z.B. in einer Familie: bei dem, was man macht, reden alle mit, gleichberechtigt, helfen alle mit, und sind alle an allem beteiligt.
So funktioniert „Arbeiten“ und „Entscheiden“ und „Beteiligen“ heute meistens in einer Familie, bei Freundschaften und engen Beziehungen. Leben lassen und Gleichberechtigung sind da normal, meistens. Jede(r) hat eine andere Rolle. Jede(r) hat auch eine andere Funktion. Alle einigen sich (irgendwie) und sehen zu, dass es dabei allen gut geht und es einigermassen gerecht zu geht. So weit, so hier heute normal, so meist gut, und irgendwann klappt es ja auch, fast immer.
Eigentlich eine schlichte kleine Demokratie im Kleinen. Und dabei sicher nicht immer mit „Frieden-Freundschaft-Eierkuchen“. Aber letztlich funktioniert es untereinander gut. Sicher, es gibt Ausnahmen, z.B. wenn irgendwer meint besser zu sein als die anderen, glaubt mehr zu sagen zu haben als andere, wünscht immer übervorteilt zu werden und wertvoller zu sein oder ähnliches. Dann kann es eine zeitlang schwierig werden, meist allerdings nicht auf Dauer.
Beim normalen „Arbeiten“ ist für die meisten Menschen alles ganz anders.
Die in der Familie und unter Freundschaften normalen (menschlichen und einigermassen gleichberechtigten) Beziehungen (mit allen Höhen und Tiefen) sind da eher die Ausnahme.
Im schlimmsten Fall ist man bezahlter („freiwilliger“) Sklave, der nur darauf wartet, nicht mehr arbeiten zu müssen und wieder weg zu können. Eigentlich sitzt man dann seine bezahlte Lebenszeit nur ab. Was man in der Zeit des Arbeitens macht ist einem eigentlich egal. Oft interessiert es einen allenfalls am Rande. Hauptsache man wird dafür sehr gut bezahlt. Wie man es macht, ist eigentlich auch egal. Mit wem man zusammen schafft bestimmt man nicht selbst. Also ist es auch egal. Insgesamt lebt man in einem entfremdeten Leben.
Es ist ein Leben im Egal und auf Abruf.
Man liefert sich an der Arbeitsstelle ab, sieht zu, dass man nur das Nötigste tut, um danach in irgendein Reich der Freiheit zu verschwinden. Arbeiten ist für die meisten nicht Freiheit. Zeit der Selbstbestimmung meist auch nicht. Und ein Ort des Glücks nur ganz selten. So sehen dann auch viele Arbeitsplätze aus: alles wirkt wie willkürlich abgestellt, lieblos oder zweckdienlich dekoriert. Schön ist es woanders. Und Menschen gehen so miteinander um, als seien sie Marionetten an unsichtbaren Fäden.
Muss da so sein? Nein, natürlich nicht.
Wenn beim Arbeiten die gleichen Regeln gelten würden wie zu Hause, wären alle glücklicher: jeder bestimmt mit, jeder hat eine Stimme, die Mehrheit entscheidet, wo es lang geht, Minderheitenrechte werden nur gut begründet umgesetzt und grobe Ungerechtigkeiten nicht geduldet.
Demokratie auch beim Arbeiten, echte Demokratie, so könnte es gehen.
Und alle hätten wieder Spass beim Arbeiten. Es wäre keine verlorene Zeit. Es würde weniger Mist gemacht, weil man ja mitverantwortlich ist. Und alle hätten vielleicht das Gefühl, sie sind wichtig und etwas wert, was nicht Geld ist, weil sie ja bei allem mitbestimmen.
Eigentlich ganz einfach, gäbe es da nicht diese in hiesigen Breiten aktuell geltenden eigentümlichen Eigentumsrechte.
Wenn man arbeitet, ist man zeitweiliger Besitz dessen, der einen kauft, das heisst bezahlt. Und der läßt einen an etwas arbeiten, was nur ihm gehört, als Eigentümer. Und er bestimmt was und wie gearbeitet wird. Und das was gearbeitet wird, wird verkauft. Und der Erlös wird nicht gleichmäßig und gerecht auf alle Beteiligte aufgeteilt. Man bekommt als „eingekaufter Sklave“ irgendeinen kleineren Anzeil als Lohn, je nachdem, wie laut man sich beschwert hat.
Also, eigentümliche (un)menschliche Verhältnisse beim Arbeiten.
Und die Menschen in der aktuellen Ökonomie, der des automatisierten Kapitalismus, sollen das für sich für normal halten. Schaffen sie oft auch, aber eigentlich nie ohne Beschädigungen. Richtig glücklich ist da keiner. Auch die Besitzer von den Arbeitspläztzen nicht. Sie müssen andere, wie sie finden, als viel zu teuer „bezahlte Sklaven“ auf dem Arbeitsmarkt einkaufen. Und nicht wissen, ob nicht irgendein Konkurrent irgendwo auf der Erde billiger produziert als er selbst.
Überall herrscht Unzufriedenheit und gelegtlich regelrechte Angst. Menschen gehen selten so fröhlich zur Arbeit, wie kleine Kinder in den Unterricht in ihrer 1. Klasse.
Angst fördert angeblich die Leistungsfähigkeit und deshalb sei sie gut, sagen einige, die glauben, Hass, Neid und Bösartigkeit der Menschen könne man nicht aus der Welt schaffen. Mag stimmen, aber Stress hilft nur kurz. Dauerstress erzeugt privates, körperliches und gesellschaftliches Ungemach.
Oft kennt man sich beim Arbeiten untereinander gar nicht richtig. Es wird oft viel dafür getan, dass man sich fremd bleibt oder sich gegenseitig als Konkurrenten sieht. Man kann auch beim Arbeiten vereinsamen.
Und so bleiben fast allen nur kleine Sehnsuchten nach einem ganz anderen menschlichen Leben. Und das soll nach der Arbeit, irgendwo meist fernab oft unerreichbar stattfinden. Man freut sich am Montag auf das kommende Wochenende. Oder man legt sich irgendeine alltägliche Sucht zu, mit der man sich in ein schöneres Leben beamt. Alkolismus z.B. ist eine Volksseuche.
Hätte man solche eigentümliche menschliche Verhältnisse in Familien oder unter Freuden wie beim Arbeiten, würde man sagen, das ist doch nicht normal, die spinnen doch. Das hält doch kein Mensch länger aus. Die Familien oder Beziehungen man es doch auseinander reissen. Sowas ist doch krank. Und würde nicht verstehen, warum fast jeder in den hiesigen Breiten immer wieder unter diesen Lebensbedingungen 8 von 24 Stunden am Tag vor sich hinlebt. Leben ist doch leider endlich, das kann man doch nicht so glücklos (entfremdet) vertrödeln.
Das merken die meisten erst, wenn sie ganz alt sind. Und jammern dann über ihr verlorenes Leben.
Und dabei ginge es doch so einfach für alle viel unkomplizierter und schöner. Nämlich dann, wenn immer alle bei allem mitbestimmen könnten, also sie selbst bleiben. Und demokratisch entschieden wird, wie es mit allen weiter geht. Und so würde viel weniger Mist gemacht, alles wäre einfacher und menschlicher. Und die Erde hätte viele Probleme weniger.
Es ist eigentlich nicht einzusehen, dass Demokratie beim Arbeiten ein Fremdwort bleiben soll, wenn Arbeiten etwa 1/3 des Lebens ausmacht. Eine Demokratie mit ademokratischen Sektoren, bei der Beschäftigung, ist halt keine.